Diabetes mellitus – auch als Zuckerkrankheit bekannt – ist heutzutage jedermann bekannt. Ist es doch mittlerweile die häufigste Stoffwechselerkrankung. Viele Menschen haben in der eigenen Familie oder im Bekanntenkreis jemanden, der Tabletten nehmen muss, weil er „zuckerkrank“ ist. Aber jeder hat damit einen erwachsenen Betroffenen, oft auch mit Übergewicht vor Auge, wenn man davon spricht. Hierbei handelt es sich um Diabetes mellitus II.
Diabetes und Kinder – Diabetes mellitus I (DM1)
Diabetes mellitus I ist die häufigste Diabetesform im Kindes- und Jugendalter. Betroffen sind Personen mit einer genetischen Prädisposition – also schon diesbezüglich eine Erbinformation besitzen. Wann DM1 dann ausbricht ist nicht vorauszusagen. Die Daten zeigen aber, dass das Patientenalter immer jünger wird. Eine Erkrankungszunahme vor allem im Kleinkindesalter unter fünf Jahren wird beobachtet.
Warum ist das so, werden Sie fragen:
• Je höher der Lebensstandard mit höherem hygienischen Standard umso jünger scheint das Alter der Erkrankten zu sein. Das Immunsystem wird dadurch weniger herausgefordert und stimuliert. Bei Stress, z.Bsp. durch Infektionen kann es dann bei Kindern mit Erbinformation zur Erstmanifestation (Ausbruch der Erkrankung) kommen
• Verschiedene Umwelteinflüsse werden diskutiert
• Trigger in der Ernährung wie Kuhmilch könnten eine Rolle spielen.
• Im Kindesalter sind Knaben und Mädchen gleich häufig betroffen.
• In der Altersgruppe über 25 Jahren tritt DM1 bei Männern doppelt so häufig auf als bei Frauen. Warum das so ist, ist bisher nicht bekannt.
Was bedeutet Typ-1-Diabetes?
Beim Typ-1-Diabetes bildet das Immunsystem Antikörper gegen Zellen in der Bauchspeicheldrüse (Beta-Zellen), die Insulin produzieren und zerstören diese. Sind etwa 70 % dieser Beta-Zellen zerstört, dann wird die Erkrankung sichtbar – manifest. Es wird dann nicht mehr ausreichend Insulin produziert und der Zucker im Blut steigt an.
Insulin ist ein Hormon, dass den Zucker aus dem Blut in die Zelle einbaut. Zucker ist ein wichtiger Energielieferant für den Körper.
Wie erkenne ich, dass mein Kind an DM 1 erkrankt ist?
Wenn ich folgende Symptome an meinem Kind bemerke, dann muss sofort eine medizinische Abklärung erfolgen:
• Großer nicht nachlassender Durst, auch nachts – es werden mehrere Liter Flüssigkeit pro Tag getrunken !
• Gewichtsverlust obwohl viel gegessen wird
• Großer Harndrang, die Kinder wachen auch nachts auf oder nässen ein.
• Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszustände
• Zusätzlich allgemeine Symptome wie Bauchschmerzen, Sehstörungen und trockene Haut
Die Diagnose DM1 ist für die betroffene Familie immer ein Schock – unabhängig von Alter des Kindes. Stellt es doch den Alltag jeder Familie gehörig auf den Kopf.
Was folgt ist eine stationäre Aufnahme auf einer Kinderstation zur Stabilisierung des Stoffwechsels und zur eingehenden Schulung der gesamten Familie.
Je kleiner der Patient umso länger dauert in der Regel der stationären Aufenthalt. Im Verlauf der Schulung wird den Betroffenen aber immer klarer, worum es sich bei dieser Erkrankung handelt, welche Therapieoptionen haben wir, was muss ich bei der Ernährung beachten, und wie wird nun unser Alltag aussehen.
Das Ziel ist es, der Familie und dem Kind einen nahezu normalen Alltag zu ermöglichen. Dafür steht in der Regel ein Schulungsteam bestehend aus Diätassistenten, Schulungsschwestern, Psychologen und Ärzte zur Verfügung. Die Schulung wird altersangepasst durchgeführt, Blutzuckermessungen sowie die Selbstinjektion des Insulins mit einem Pens genau erlernt. Im Idealfall wird auch Kindergartenpersonal involviert.
Therapie:
Aufgrund des Insulinmangels muss nun Insulin zugeführt werden – dafür gibt es Pens, mit denen das Insulin gespritzt wird – meistens in den Oberschenkel.
Wieviel Einheiten gespritzt werden müssen, und ob es dafür fixe Tageszeiten gibt oder vor jeder Mahlzeit, das wird individuell in Abhängigkeit von Alter und sozialem Umfeld des Kindes entschieden.
Eine neuere sehr beliebte Option ist die Insulinpumpe. Dabei wird über eine Pumpe (etwa so gross wie ein Handy) kontinuierlich Insulin ins Gewebe subcutan abgegeben. Die Nadel muss dafür nur jeden dritten Tag gewechselt werden.
Verlauf:
Eine engmaschige Betreuung und konkrete Ansprechpersonen in einem Diabeteszentrum sind von besonderer Wichtigkeit. In der Regel finden nach der Entlassung in kürzeren Abständen Kontrollen bei dem betreuendem Team statt – offene Fragen werden geklärt.
Im weiteren Verlauf sollte das Kinder/der Jugendliche etwa alle drei Monate ambulant kontrolliert werden. Es wird empfohlen, ein Diabetes-Tagebuch zu führen, in dem die regelmässig gemessenen Blutzuckerwerte eingetragen werden – Therapieänderungen können bei Kontrollterminen dann besprochen werden.
Weitere Untersuchungen:
• HbA1c – ein Blutwert, der Information gibt, wie im Schnitt die BZ-Werte in den letzten Wochen waren
• Gewicht, Grösse, Blutdruck
• Harnkontrolle einmal jährlich ab einer Krankheitsdauer von etwa 5 Jahren
• Blutabnahme einmal jährlich zum Ausschluss ein Begleiterkrankungen (Schilddrüse, Zöliakie)
• Augenärztliche Kontrolle wenn Krankheitsdauer länger als 5 Jahre
Empfehlung:
Um dem Kind und der gesamten Familie einen nahezu normalen Alltag zu ermöglichen und Folgeschäden der Erkrankung zu vermeiden, ist ein regelrechtes „Management“ wichtig mit Einbindung in ein Diabetesteam, ausführliche Schulung, konsequente Ernährung, Bewegung und entsprechende Insulinbehandlung.
Das Ziel ist, dem Betroffenen, der Familie die Angst zu nehmen, die Krankheit zu akzeptieren um eine Aussenseiterrolle zu vermeiden. Die „Message“ ist: du bist leistungsfähig; dein Alltag, dein Schul-, Ausbildungs- oder Studienwunsch kann genau so verwirklicht werden wie bei deinen „nicht-diabetischen“ Altersgenossen.